Ein Tag in der Haut eines Politikers

In einem ganztägigen politischen Planspiel übernimmt eine Klasse des Beruflichen Gymnasiums die Abgeordnetensitze im niedersächsischen Landtag.

Im März fuhr eine 11. Klasse des Beruflichen Gymnasiums Rotenburg in die Landeshauptstadt Hannover, um den Politikunterricht hier im Landtag auf praktische Weise fortzuführen. Sie waren im Vorfeld zwar mit dem üblichen theoretischen Wissen über die politischen Abläufe unserer demokratischen Instanzen ausgestattet. Wie langwierig und konfliktreich die Umsetzung politischer Ziele in der Praxis sein kann, erfuhren die zwölf Schülerinnen und Schüler jedoch erst vor Ort im Rahmen eines politischen Planspiels des niedersächsischen Landtags. Kurz nachdem sie auf den Abgeordnetenbänken Platz genommen hatten, nahmen die Rotenburger Schülerinnen und Schüler erstaunlich schnell die Positionen der Regierungspartei oder der Opposition ein. In den nächsten fünf Stunden schrieben sie, gut betreut durch zwei Mitarbeiter des Besucherdienstes des Landtages, Positionspapiere für ihre jeweilige Landtagsfraktion. Streitpunkt zwischen Regierung und Opposition war ein Gesetzesentwurf über die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre. In folgenden Ausschusssitzungen entwickelten die Schülerinnen und Schüler zunehmend mehr rhetorisches Geschick. In eigens verfassten Reden versuchte jeder den politischen Gegner mit ausgefeilten Argumenten für den eigenen politischen Standpunkt einzunehmen. Der gescheiterte Kompromiss am Ende des Planspiels machte allen die Schwierigkeit des politischen Geschäfts deutlich. Abgerundet wurde das Programm durch den überraschenden Besuch von vier Politikprofis aus dem Landtag, die bereit waren, ausführlich über ihren Alltag Auskunft zu geben. Dass am Ende drei Schülerinnen das Angebot von Eike Holsten (MdL/CDU) für ein Tagespraktikum annahmen, zeigte, dass der Tag das Interesse an der Politik wecken konnte.

J. Bouzerar